Montag, 24. Oktober 2011

Ein Tag wie heute

Ein Tag wie heute - doch wie sieht hier überhaupt ein Tag für mich aus?

Unter der Woche versuche ich nun regelmäßig joggen zu gehen. Mal mit meinem Gastbruder, mal ohne. Dazu stehe ich um fünf Uhr auf und 15 Minuten später geht es dann raus in die Dunkelheit. Bislang sind es nur kurze Strecken, so dass ich etwa 20-25 Minuten unterwegs bin. Auf der Hauptstraße kann man zu dieser Zeit laufen, da noch nicht viel Verkehr ist.

Was ich zu dieser Uhrzeit interessant finde, ist, dass ich Menschen gesehen habe, die vor ihren Shops und auf der Straße kehren. Es ist nämlich so, dass viel täglicher Abfall auf der Straße landet. Ich ging bislang davon aus, dass die Straßen nur von der zuständigen Reinigungsfirma für die Stadt in Intervallen gereinigt wird und sich bis dahin der Müll ansammelt. Allerdings sieht es morgens nach den privaten Reinigungen schon besser aus.

Trotz kurzer Strecke und angenehmer Kühle am Morgen, komme ich doch gut ins Schwitzen, so dass die anschließende Dusche lohnenswert ist. Mir wird dann mein Frühstücke von meiner Gastmutter gebracht und gegen 6:50 Uhr bin ich soweit fertig, dass ich das Haus verlassen kann und - wenn er nicht doch schon gefahren ist - ich auf den Schulbus warte. Kommt der Bus doch zu spät für mich, nehme ich ein Taxi für die etwa 1,5km lange Strecke. Das kostet mich 40 Pesewas (ca. 20ct). Ich steige dann an der Kreuzung aus, von der ich zu Fuß zur Schule weitergehe. Das sind etwa noch 500 weitere Meter. Ich könnte natürlich auch die ganze Strecke laufen (was ich bislang auch ein Mal gemacht habe), doch ist es schon zu dieser Uhrzeit angenehmer, sich nicht zu viel zu bewegen - schon die letzte Strecke bringt mich wieder gut auf Temperatur. Nehme ich den Bus, entfällt der Fußweg.

Ich erreiche die Schule zum Ende des Morgen-Appells, der um sieben Uhr beginnt und organisiere mir den Schlüssel für den ICT-Raum im Sekretariat. Dazu muss ich mich in einem Schlüsselbuch eintragen. Wenn ich früher da wäre, könnte ich den Raum schon früher aufsperren, damit er morgens von den Schülern ausgekehrt werden könnte. So wird es manchmal später gemacht - oder auch nicht. Damit es später gemacht wird, soll ich Schüler ins Zimmer rufen, die ihn dann säubern, womit ich mich aber bislang noch schwer tue.

Während des Unterrichtstages begleite ich ab und an Lehrer in Klassenräume wenn dort theoretischer Unterricht abgehalten wird oder verbringe den Tag auch nur im ICT-Raum, in dem ich den dort unterrichtenden Lehrern assistiere und den Schülern beim Umsetzen der gestellten Aufgaben helfe. Oder ich gebe manchmal auch selber eine Stunde. Ebenso darf ich helfen, wenn ein Rechner nicht startet oder eine Maus nicht reagiert. Findet kein Unterricht statt, bin ich mit einigen der anderen ICT-Lehrer im ICT-Raum. Dann habe ich auch die Möglichkeit, mich um die Rechner zu kümmern und installiere beispielsweise benötigte Programme - allerdings leider per Turnschuhnetzwerk, was bedeutet, dass ich dazu von PC zu PC gehe und an jedem die selben Schritte ausführe. Ich hoffe, dass ich dafür noch eine bessere Lösung finde.

ein üblicher Klassenraum
ICT-Raum











Manchmal kommen auch andere Lehrer, doch meistens Schüler in der Computer-Raum, um einige Dinge zu üben. Bei den Schülern handelt es sich dabei vornehmlich um Tastschreiben.

Montags und donnerstags gibt es immer kostenfreies Essen für die Lehrer. An den anderen Tagen muss man aber auch nicht verhungern - da lässt sich zum Beispiel ein Teller Reis oder Nudeln mit Sauce für einen Cedi (50ct) bei Damen an Essensständen auf dem Schulgelände kaufen. Dieses wird dann üblicherweise von einem Schüler zum gewünschten Ort gebracht, an dem man essen möchte. In meinem Fall im Lehrerzimmer, da ich dann auch mal wieder die anderen Lehrer sehe, weil ich ja die meiste Zeit im ICT-Bereich verbringe. Die meisten Lehrer rufen sich aus dem Lehrerzimmer einen Schüler um sich Essen oder Wasser bringen zu lassen, was hier nicht unüblich ist (ich will mal sehen, ob ich mich zu diesen Umständen in einem weiteren Beitrag äußern werde).

Ein mal hatte ich das Glück, nachdem ich am Ende des Schultages (um 15 Uhr) den Schlüssel zurückgegeben hatte, wieder mit dem Schulbus fahren zu können. Dieser kam aufgrund des starken Verkehrs jedoch nur sehr langsam voran, so dass ich unterwegs ausstieg und nachhause ging. Üblicherweise laufe ich sowieso; in seltenen Fällen nehme ich auch für den Rückweg wieder ein Taxi.

Wieder zuhause angekommen, gehe ich in den familieneigenen Shop und begrüße dort einige Familienmitglieder, da dies außerdem ein Ort ist, an dem sich öfters mehrere Leute aufhalten - Familienmitglieder, Freunde, Shopnachbarn. Im dahinter liegenden Wohnbereich gehe ich in mein Zimmer, um mich dort umzuziehen, da ich in langer Hose und mit Hemd und Unterhemd nicht den ganzen Tag unterwegs sein möchte. Anschließend ruhe ich mich etwas aus und treffe mich danach mit anderen Voluntären, unterhalte mich einfach mit meinem Gastbruder oder gehe auch mit ihm oder alleine ab und an ins Internet-Café.

Wenn ich wieder zuhause bin, erhalte ich mein Abendessen, welches ich wie schon das Frühstück alleine in meinem Zimmer zu mir nehme. Dies ist nicht in jeder Familie üblich, doch essen in meiner Gastfamilie nicht alle zusammen, sondern eher jeder für sich wenn es ihm passt oder er Hunger hat. Abends sitzt ein Großteil der Familie im Wohnzimmer (hall - Saal genannt, was es mit dem Steinfußboden auch besser trifft) und schaut Fernsehen. Manchmal setze ich mich dazu und schaue mit. Zumeist werden dort Serien/Soaps oder Nachrichten eingeschaltet. Richtige Filme laufen zu der Zeit entweder nicht, oder es möchte lieber das andere Programm geschaut werden.

Gegen 21 Uhr versuche ich immer ins Bett zu kommen, wobei es die letzten Tage doch später geworden ist. Zuvor nehme ich noch eine zweite tägliche Dusche. Im Bett höre ich oftmals noch Musik und bereite mich dann die nächsten Stunden auf den kommenden Tag vor.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Mobilfunk und Werbung

Werbung gibt es wahrscheinlich überall auf der Erde. Hier somit natürlich auch. Es gibt auch flackernde und sich ändernde Leuchtreklamen, doch möchte ich in diesem Artikel unter anderem gerne etwas über ruhigere aber nicht gerade dezentere Werbung schreiben.

In möglicherweise den meisten afrikanischen Ländern, aber wohl in Ghana, sind Festnetzanschlüsse fürs telefonieren nicht sehr verbreitet, weil dafür oftmals die Infrastruktur fehlt. Meine Gastfamilie hatte bis vorheriges Jahr ein Festnetztelefon, doch gab es letztes Jahr eine große Flut in Agona Swedru, seitdem haben sie kein Festnetztelefon mehr mit Kabel – sondern eines mit einer SIM-Karte und einer Festnetz-Nummer – und dieses Telefon ist ohne Kabel. Also ist es eigentlich wie ein Handy in Festnetztelefon-Größe.

Am verbreitetsten sind hier eher Handys, da man für dessen Anschluss keine Kabel zu jedem Teilnehmer legen muss, sonder nur Funkmasten aufstellen muss, um damit einen bestimmten Bereich abzudecken. Die beiden großen Mobilfunkanbieter sind hier Vodafone und MTN (was jedenfalls durch deren Werbung zu vermuten ist). Ansonsten gibt es auch noch airtel, tigo und Expresso. Es scheint mir nicht unüblich zu sein, dass man mehrere Handynummern hat, um in mehreren Netzen beheimatet zu sein. Das mag einerseits nützlich sein, wenn es gerade Probleme mit dem Empfang bei dem einen Anbieter geben sollte, doch dürfte der Hauptgrund darin liegen, dass es günstiger ist, andere Leute mit einer Nummer vom selben Netzanbieter anzurufen. Die entsprechenden SIM-Karten müssen auch erst einmal gekauft werden, doch sind diese äußerst erschwinglich. Eine Karte kostet 1-1,50 Cedi, was etwa 0,50-0,75€ entspricht. Diese Karten werden dann in einzelnen Handys verwendet, oder was es einfacher macht, ist ein Handy zu verwenden, welches zwei SIM-Karten aufnimmt. In Deutschland ist es schwierig so eines zu finden – hier findet man fast kein anderes. Mit solch einem Handy ist man dann über beide Nummern gleichzeitig erreichbar und kann beim Anrufen je nach Taste wählen, über welche Karte man telefonieren möchte.
Da die meiste Telefonie über die Mobilfunkanbieter läuft, ist dieser Markt heiß umkämpft. Dementsprechend viel Werbung sieht man von den Anbietern. So ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Haus als Werbefläche herhalten darf. Dies kann beispielsweise ein Privathaus sein und ist dann z. B. in dem Vodafone-Farbton gestrichen und mit dem Logo versehen. Die Farbe und das Logo wird von Vodafone dafür gestellt (ob der Hauseigentümer selber streicht oder das auch eine von dem jeweiligen Anbieter beauftragte Firma übernimmt, weiß ich nicht, könnte ich mir aber vorstellen). Außerdem erhält der Hausbesitzer natürlich Geld dafür, sein Haus als Werbefläche zur Verfügung zu stellen. Am ehesten sieht man Vodafone-Häuser, doch gibt es auch gelb gestrichene und mit Logo versehene Häuser in MTN-Farben oder auch Coca Cola-Häuser.
 



Im Fernsehen ist die Werbung auch stark vertreten. In den Werbeblöcken ist etwa jeder zweite oder dritte Spot einer eines Mobilfunkanbieters. Manchmal habe ich auch schon einen Transporter gesehen, der für tigo durch die Stadt fährt und auf dessen Ladefläche einige dicke Boxen stehen, aus denen laute Musik dröhnt und Werbe-Rufe zu hören sind. Auf der Ladefläche fahren auch mehrere tigo-Mitarbeiter mit. An diese kann man sich wenden, um eine SIM-Karte des Anbieters zu kaufen.

Üblicherweise handelt es sich bei den SIMs um PrePaid-Karten. Dass man diese wie bei uns auch über das Internet aufladen könnte, ist mir nicht bewusst, doch ist das auch nicht wirklich nötig, denn an jeder Ecke gibt es kleine Stände, an denen Auflade-Codes der Anbieter verkauft werden. Und zwischen den Ecken gibt es auch noch welche. Man kann in der Stadt keine 100m gehen, ohne an solchen Ständen vorbeizukommen. Äußerst praktisch.

Ich habe übrigens eine Vodafone-Nummer, doch soll das MTN-Netz hier besser sein. Ein Anruf im deutschen Festnetz ist aber nicht teuer. So hat mich ein 16-Minuten-Anruf umgerechnet nur 1,10€ gekostet – wobei das von der Tageszeiten her auch unterschiedlich sein kann. Eine Preisliste war von Vodafone allerdings nicht zu bekommen...

Samstag, 8. Oktober 2011

Schule (mehr)

Der Schul-Alltag ist im Groben nun gestartet. Die Hoffnung der Lehrerschaft war ja letzte Woche, dass der Stundenplan diesen Montag fertig sein würde. Als ich morgens ankam war er es allerdings noch nicht, so dass die anderen ICT-Lehrer und ich in den ICT-Raum gingen und warteten. Dabei schaute ich mir auch die Rechner an, die uns dort zur Verfügung stehen. Ich denke, dass ich noch ein bis zwei PC aus dem Bestand wieder herrichten kann, so dass wir im jetzigen Raum etwa 10 Computer hätten. Es mag allerdings schwierig sein, Klassen mit einer Größe von 50, 60, 70 oder 80 Schülern in diesem Raum praktischen Unterricht bieten zu können. Doch kommt uns da ein Ereignis vom vorherigen Freitag zugute.

Ich war auf dem Schulgelände unterwegs um es mir ein bisschen genauer anzuschauen und um zu gucken, was die Schüler auf dem Sportplatz machen würden. Diese waren dabei, das hoch gewachsene Steppen-Gras zu mähen. Wie hier nicht unüblich, wurde dies mit Macheten erledigt. Interessant! Bei meinem weiteren Weg sah ich vor dem Gebäude des Schulleiters fünf Computer-Kartons und weiteres EDV-Zubehör. Die standen da halt... Vom ICT-Leiter erfuhr ich dann, dass dies eine Spende vom "Food and Agriculture"-Ministerium sei und es dazu in Kürze eine offizielle Übergabe geben würde. Zu dieser kam dann auch der Minister persönlich und er und weitere Personen sprachen ein paar Worte. Insgesamt handelt es sich bei den Rechnern um 80 Stück, die auf vier Schulen aufgeteilt werden, so dass wir 20 davon erhielten. Diese werden allerdings nicht im jetzigen ICT-Raum eingerichtet, da dieser zu unsicher ist (in den Ferien wurden aus diesem einige Computer gestohlen). Es wird aber zur Zeit ein neuer Raum eingerichtet, welcher dann auch eine Klimaanlage hat. Ebenso gab es USVs (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) und Flachbildschirme. Das Ministerium zahlt außerdem für ein Jahr die Kosten für den Internet-Anschluss. Der neue Raum soll dann Ende des Jahres fertig sein (ich glaube das einfach mal...).


Im Laufe des Vormittags wurde der Stundenplan dann doch fertig und ich übertrug die Stunden der anderen ICT-Lehrer in meinen Stundenplan, da ja geplant war, dass ich diese begleiten oder ihnen im ICT-Raum assistieren sollte, wenn sie unterrichten. Dadurch wurde mein Plan schon recht voll.

Bislang habe ich noch keinem Lehrer im ICT-Raum geholfen, doch schon zwei Lehrer im Unterricht begleitet. Da alle Klassen einer Klassenstufe allerdings das selbe Thema in der Woche haben, hörte ich mir mehrere Male etwas zum Thema "Booting, rebooting and shutting down" des Computers an. Dies waren immer Doppelstunden (eine Schul-Stunde dauert 40 Minuten).

An einem weiteren Tag hatte ich wieder einen Lehrer begleiten wollen. Gesehen hatte ich und auch andere Kollegen ihn aber noch nicht. Einen Anruf später bei ihm  war ich schlauer. Er war krank. Ob ich denn nicht die Stunde übernehmen könnte. Äh, sicher. Maus war das Thema. Zum Glück konnte ich mir noch eine Maus organisieren, so dass ich praktisches Anschauungsmaterial dabei hatte. Ich finde, dass ich mich ganz gut geschlagen habe. Donnerstag und Freitag unterrichtete ich zum selben Thema (nun aber auch noch über die Tastatur) in zwei weiteren Klassen. Die Schüler hatten dieses und das Boot-Thema aber wohl schon in einer vorherigen Klassenstufe, so dass sie vieles schon wussten, doch denke ich, dass ich ihnen doch auch noch etwas Neues zu meinem Thema beibringen konnte. Darauf sprach ich auch einen Kollegen an und dieser meinte, dass neue Inhalte nach den Ferien kommen würden.

Am Freitag erwartete ich noch eine weitere Maus-Stunde und zwei mal eine Doppelstunde zum Thema Booting als Krankheitsvertretung geben zu dürfen. Kein schwieriges Thema, doch wollen die Stunden ja auch gefüllt sein, weshalb ich mir dazu am Donnerstag und Freitag Gedanken gemacht hatte. Während ich aber so im ICT-Raum saß und auf eine dieser Stunden wartete, sagte mir ein Kollege, dass heute kein weiterer Unterricht stattfinden würde, da alle Schüler und Lehrer bei einer Debatte sein würden. Was denn für eine Debatte? Und warum bereite ich dann Stunden vor? Aber gut, schaden soll das ja nicht - so habe ich es, wenn ich es mal brauche und bin auch schon geübter.

Diese Debatte fand dann in der Kantinen-Halle statt und diese war gefüllt mit Schülern. Er war ein Wettbewerb, der zwischen verschiedenen Klassen unserer Schule stattfand. Zwei einer Klasse vertraten dann immer eine Pro- oder Contra-Meinung zu einem Thema. Das Hauptthema war "Sollten Schüler Handys in der Schule benutzen dürfen?" (es ist ihnen nicht gestattet). Dazu durften dann unter bestimmten Zeitvorgaben die Gründe für die eigene Partei vorgetragen werden (Pro z. B.: Man könnte damit Dinge recherchieren, Contra: Wir haben Computer und eine Bibliothek, Pro: Wie oft hatten denn die Schüler schon die Möglichkeit, den ICT-Raum nutzen zu können? - Aber das kann sich ja hoffentlich mit dem neuen Raum bald ändern.). Auch eine sehr interessant Sache.

Nun ist erst mal Wochenende - mal gucken, ob ich heute noch zum Friseur gehen werde und was dabei herauskommt...