Sonntag, 22. April 2012

Examen

Mittwoch hatte ich es geschafft. Ich war durch! Puh.

Zum Ende eines jeden Terms (drei an der Zahl gibt es im Jahr - Trimester passt also gut) stehen die Examen an. Das waren nun sieben Tage, die sich nur darum drehten – sowohl für die Schüler als auch die Lehrer. In jedem Fach wurde eine Arbeit geschrieben. Also eine große Anforderung für die Schüler, die ganze Woche mit frischem Kopf dabei zu sein. Die Form Four-Schüler hatten nun noch keine Examen, da diese sich auf ihre Abschluss-Examen vorbereiten müssen. Danach kann es für sie an die Uni gehen.

Für die Lehrer wurde es auch anstrengend. Unsere Aufgabe war es zuerst, die Schüler während der Examen zu bewachen. Dazu hatten wir im Vorfeld von der Schule einen Plan bekommen, aus dem zu ersehen war, wann man selber Aufpasser sein durfte. Ich kam in dieser Zeit neun mal dran, manche sogar 13 mal. Im vorletzten Satz Satz hatte ich geschrieben, dass ich "Aufpasser sein durfte" und durfte ist auch ernst gemeint, brachte es doch wieder etwas Abwechselung in den Schulalltag. Beim Examen am Ende des ersten Terms war ich ja zu Beginn noch mit jeweils einem anderen Lehrer in der Klasse, diesen Term wurde immer ein Lehrer pro Klasse eingeteilt.

Das Lehrer--Einteilungs-Blatt

Als Lehrer findet man sich dann zu der entsprechenden Zeit im Lehrerzimmer ein und nimmt sich den Stapel mit den Frage- Antwort-Blättern. Außerdem ist auf dem Packen vermerkt, in welchen Klassenraum man gehen muss. Das kann dann z. B. "Almighty Block 6", "Staff Block 2" oder auch der "Uncompleted Block" sein. Der Almighty-Block ist der, in dem auch unser ICT-Raum untergebracht ist, der Staff-Block beherbergte bis vor ein paar Wochen auch das Lehrerzimmer (nun sind wir  in einen schicken Neubau umgezogen), doch der Name ist geblieben, und der Uncompleated-Block wird später mal mindestens zwei Zimmer im Erdgeschoss haben, noch gibt es aber nur das Fundament, Stützpfeiler und darüber wieder eine Beton-Decke. Genug um nicht in der Sonne sitzen zu müssen, aber trotzdem dort schreiben zu können.

Der Staff-Block (kurz bevor die Straße asphlatiert wird)
Im Uncompleted-Block
Die meisten Schüler warten dann schon darauf, dass ein Lehrer kommt, doch ist zu Beginn immer noch viel Gewusel, da dann manchmal erst damit begonnen wird, die Rucksäcke rauszubringen, da diese während der Arbeiten nicht am Platz sein dürfen. Ich gebe dann eine Liste rum, in der jeder Schüler sich mit Namen, Klasse (es sind oftmals Schüler mehrerer Klassen in einem Raum für die Examen), Schüler-ID und Unterschrift verewigen muss. Die leeren Antwortblätter lasse ich auch schon verteilen. In der Zwischenzeit zähle ich die Arbeiten ab, so dass ich danach zügig die benötigte Anzahl an Blättern in jede Tischreihe geben kann. Dann kann es losgehen. 1,5 oder auch drei Stunden. Nach dem Start kann es auch passieren, dass noch einzelne Schüler in den Klassenraum kommen und verzögert starten.

Zu Beginn läuft es immer sehr gesittet ab, das ist sehr angenehm. Mit der Zeit versuchen aber doch Schüler, sich auszutauschen. Das ist besonders für den ersten Teil der Arbeit einfach, da dort üblicherweise immer 30-40 Ankreuzaufgaben gestellt werden und ein kurzes "d" saust dafür schneller von A nach B, als für den zweiten Teil des Examens, bei dem es sich eher um Aufgaben handelt, die man in Textform beantworten muss.

Es reichte für den Moment, wenn ich die entsprechenden Schüler einfach anzischte und sie dann wussten, dass ich sie gesehen hatte. Oder ich musste die gesamte Klasse zur Ruhe mahnen. Wenn manche doch zu gesprächig waren, sagte ich ihnen, dass sie sich hinstellen sollten. Auf den Stuhl. Für die anderen Schüler war das immer sehr lustig zu sehen, für den Stehenden wurde es dann schwieriger mit dem Schreiben, da das dann in der Luft zu machen war. Nach fünf bis zehn Minuten durften sie sich wieder hinsetzen. Diese Schüler waren dann auch wieder angenehm ruhig, doch hatte es nicht so sehr den abschreckenden Effekt, so dass manchmal mehrere standen. Das sah auch mal eine Lehrerin, und sie fragte die Schülerin, nachdem sie in der Klassenraum gekommen war (die ja eh immer auf sind), was sie denn dort machen würde, da sie wohl Angst hatte, dass sie so abschreiben wollte. Ich sagte ihr jedoch, dass das so schon seine Richtigkeit hätte. Es kam noch ein anderer Lehrer hinzu und sie entlarvten dies nun auch als Anti-Schummel-Maßnahme. Der Schüler auf dem Stuhl tat mir dann schon etwas Leid, als er hörte, dass das ja peinlich sei dort zu sein und außerdem machten die Kollegen noch Fotos mit ihren Handys von ihm. Er kam mir wie am Pranger vor.

Während der ersten Examen-Woche musste ich die Arbeiten von drei Schülern einkassieren, da sie doch arg gespickt hatten und Blätter untereinander ausgetauscht hatte. Das war mir sehr unlieb. Ein Schüler blieb danach lethargisch sitzen, ein anderer lief zornig aus dem Klassenraum. Später erfuhr ich, wie sich die Note für das Zwischenzeugnis bildet. 30% kommen durch Hausaufgaben und Klassentests zustande, 70% steuert das Examen bei. Hmpf.

Manche anderen Lehrer unterhielten sich während ihrer Aufsicht auf dem Gang und verließen somit ihre Klassen. Was dann in der Klasse los sein musste, konnte eich mir gut vorstellen :)

Bei meinem letzten Examen für diesen Term war RME (Religious Moral Education) dran. Der Raum, in den ich kam, war so voll, dass sogar einige Schüler draußen auf dem Gang Platz nehmen mussten (was allerdings nicht so ungewöhnlich ist). Ich hörten dann von einem anderen Lehrer, dass wir in einen größeren Raum wechseln sollten und so schickte ich die Schüler zu dem Raum, der allerdings doch schon belegt war und daraufhin suchten sie selber einen anderen. Der war nicht größer, aber im Laufe der Suchaktion hatte ich einige Schüler verloren, so dass wir mit dem Platz nun gut auskamen :) Die anderen waren wohl in anderen Klassen untergekommen. Bei dieser Arbeit (für die 1,5 Stunden angesetzt war), bekam ich von einem Mädel nach 20 Minuten deren Arbeit. Huch, die wusste wohl nicht so viel. Oder die Arbeit war sehr einfach. Nach 30 Minuten war kein Schüler mehr im Raum und alle hatten abgegeben.

Danach kam der anstrengende Teil für die Lehrer. Korrigieren! Die Ankreuzantworten kann man zwar an sich einfach abhaken, doch hat man nach ein paar Blättern schon Brei im Kopf. Der zweite Teil ist mit manchen Aufgaben auch leicht zu bewerten, doch muss man sich dabei mehr mit den Antworten befassen, was das ganze sehr langwierig macht. Ich hatte durch meine drei Klassen die ich unterrichte, geschätzt 180 Arbeiten zu korrigieren, was nicht so viel klingt, mich aber doch mehrere Tage beschäftigt hat. Im letzten Term hatte ich gesehen, wie andere ICT-Lehrer die Antworten für Teil eins an die Tafel geschrieben hatten und dann Schüler einer anderen Klassenstufe diesen Teil korrigieren ließen. Das fand ich keine gute Sache. Die Hälfte meiner Arbeiten hatte ich nun schon korrigiert und ein Kollege meinte, dass ich meine restlichen Arbeiten auch an die Schüler geben sollte. Das fand ich auf der einen Seite immer noch nicht gut, andererseits war ich doch sehr froh über die Hilfe, da so die andere Hälfte in etwa 40 Minuten bearbeitet worden war, wobei ich dafür mehrere Stunden (und Tage - nach der Schule) gesessen hätte. Teil zwei musste dann zwar immernoch   bearbeitet werden, aber trotzdem war es eine große Erleichterung.

Alle Ergebnisse trug ich in eine Tabelle ein. Denn deren Anschlussnoten (die 30% + 70%) mussten bis zum 18. April in der Schule in ein Buch eingetragen werden. Ich rechnete mit einer Stunde für alle meine Schüler. Nach mehr als drei Stunden hatte ich die Hälfte. Am darauf folgenden Tag konnte ich nicht gleich weitermachen - es kam wieder hoher Besuch aus der fernen Heimat, mit dem ich die ersten Tage in Accra verbrachte. Somit konnte ich erst am letzten Tag zum Abschluss kommen (wie vermutet waren heute auch mehr Lehrer da). Ich war durch! Puh. Ferien.

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