Freitag, 13. Januar 2012

Gastbeitrag: Now you're a real Ghanaian

Das hört man immer dann, wenn man es geschafft hat, seine Klamotten mit der Hand zu waschen, Fufu (eins der Nationalgerichte Ghanas) zu essen und wenn man in der Abendsonne (da herrschen immer noch mindestens 28 Grad) anmerkt, dass einem kalt ist. Schwarz bin ich noch nicht geworden, aber vielleicht gehört das zu einem real Ghanaian auch gar nicht unbedingt dazu. Aber gewaschen habe ich (mit der Hand!), Fufu habe ich auch gegessen (auch mit der Hand!) und kalt... na ja, war mir eigentlich nicht wirklich in der Zeit, die ich in Ghana verbracht habe.

Diese Zeit ist nun auch schon fast vorbei, erstaunlich, wie schnell drei Wochen vergehen. Obwohl ich mal wieder Lust auf Spaghetti Bolognese oder einen Döner hätte, könnte ich jetzt auch noch länger hier bleiben. Das Essen vertrage ich zwar inzwischen ziemlich gut, aber es besteht halt alles irgendwie aus Reis, Brei aus Yamwurzeln (das Fufu), oder Maisklopsen (Banku). Das ist zum Ausprobieren mal ganz lecker, aber auf Dauer halt sehr... weich. Üblicherweise gibt es Fisch oder Hähnchen dazu, meist in einer für mich sehr scharfen Soße (was Schärfe angeht bin ich halt ein Weichei). Fufu mag ich allerdings wirklich gerne, zubereitet wird dieser Brei in einer Art überdimensionalem Mörser, wo die Yamwurzel kleingehackt hineingegeben wird und das ganze dann mit Wasser und Plantain (Kochbanenen) vermischt und gestampft wird. Man isst es natürlich mit den Fingern (aber nur mit der rechten Hand), wie fast alles hier. Vom Aussehen her erinnert es mich an Kartoffelbrei, allerdings ist es von der Konsistenz her eher fester. Jörns Gastmutter macht ziemlich gutes Essen, dennoch ist es kein Problem, an den Ständen auf den Straßen (die Chop-Bars) etwas zu Essen zu bekommen. Die hygienischen Bedenken, die man als Europäer da vielleicht hat, schiebt man schnell bei Seite, denn es wird alles ziemlich frisch zubereitet und riecht auch einfach lecker. Überhaupt bekommt man eigentlich fast alles, was man so braucht, auf der Straße. Entweder es gibt Stände am Straßenrand oder es laufen Verkäufer vorbei, die ihre Ware auf dem Kopf tragen. Das reicht von jeglichem Speiseangebot, über Wasser in kleinen Plastikbeuteln, Zahnbürsten, Taschenlampen, Klopapier, Schuhe, etc. Durchaus praktisch, wenn man im Trotro sitzt, das an der Ampel oder im Stau steht (Ampeln gibt es wirklich wenige hier, Stau dafür umso mehr) und alle möglichen Händler vorbei kommen. So kann man sich prima für den Rest der Fahrt mit Orangen, Wasser und Keksen eindecken. So bekommt das Wort Einkaufen fahren eine ganz andere Bedeutung!


Die letzte Woche waren wir wieder ein bisschen unterwegs. Wie schon angekündigt, sind wir in die Volta-Region gefahren, dort, wo vor 50 Jahren das größte und teuerste ghanaische Bauvorhaben in die Tat umgesetzt wurde. Der Volta-Stausee ist, wie Wikipedia verrät, der größte künstliche, von Menschen geschaffene Stausee der Welt. Beeindruckend ist das ganze schon, leider haben wir die Staumauer nur aus der Ferne und auch nur von einer Seite sehen können. Dafür hatten wir ein nettes kleines Hotel, direkt am Volta-River gelegen, wo es auch eine Badestelle gab. Das war die reinste Idylle! Keine hupenden Autos, kein Lärm, nur der Hahn, der morgens um halb 6 angefangen hat zu krähen...

Wir sind dann noch ein bisschen weiter in Richtung Norden gefahren, in eine Stadt namens Ho. In der Nähe gibt es einen kleinen, eher unbekannten Nationalpark, der schon fast an der Grenze zu Togo liegt. Dort kommt man nur hin, wenn man sich wagemutig auf eine Motorradtour abseits der – meist geteerten – Straßen einlässt. Wir sind dann mit einem Ranger und seinem Gewehr losgezogen, durch tiefsten Regenwald und heiße Savanne. Das war ziemlich cool, nur Tiere haben wir leider keine gesehen... obwohl wir extra eine Stunde an einem Wasserloch ausgeharrt haben.


Meine Ghana-Reise neigt sich jetzt dem Ende zu, morgen fahren wir auf eine Kakao-Plantage und dann in die Hauptstadt Accra, die wir bis zu meinem Abflug am Sonntag Abend erkunden werden. Das wird mit Sicherheit noch mal laut und anstrengend, aber ich glaube, ich werde das ghanaische Lebensgefühl ganz schön vermissen. Und die Sonne natürlich :)

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