Sonntag, 29. Januar 2012

Endlich selber unterrichten

Heute habe mir den Wetterbericht angeschaut und festgestellt, dass es warm ist - gefühlt aber auch kühler als sonst. Dort stand auch, dass ein oder zwei Gewitter kommen sollen. Das perfekte Wetter, um am Rechner zu sitzen und einen Bericht zu schreiben. Ich wollte gerade starten und stellte fest, dass es  aufgrund der Bewölkung plötzlich recht dunkel im Zimmer war. Egal, ich will starten. Und, wie so gerne mal: Light off. Ich hatte zwar keines an, doch ist das hier der Begriff für Stromausfall. Diese Benennung hatte mich zuerst verwundert, doch verwende ich sie nun auch selber.

In einem der vorherigen Beiträge schrieb ich davon, dass ich in meinem Projekt bis auf assistieren der anderen Computer-Kollegen und den ICT-Raum Instandhalten nicht so viel zu tun habe. Es gab daraufhin ein Gespräch mit dem Leiter der ICT-Abteilung und einem Ansprechpartner meine ghanaischen Partnerorganisation, in dem festgelegt worden war, dass ich zwei Form One-Klassen zum Beginn des zweiten Terms bekommen sollte.

Dazu eine kurze Übersicht zum hiesigen Schulsystem: Die ersten sechs Jahre verbringen die Schüler in der Grundschule, die hier unter dem Namen Primary School bekannt ist. Die erste Klasse ist Form One, die zweite two und so weiter. Danach folgen drei Jahre in der Junior High School (JHS). Sind diese beiden Schulformen besucht, ist die Schulpflicht nach neun Jahren beendet. Möchte man gerne studieren, ist es nötig, die Senior High School (SHS) zu besuchen, die gerade von vier auf drei Jahren verkürzt wird. Meine Schule, die Swedru School of Business, ist eine solche SHS. Auch hier starten die Schüler wieder in Form One und schließen sie nach Form Three ab (beziehungsweise der letzte Jahrgang auch nach Form Four).


Ich hätte gerne vor den Ferien erfahren, welche Klassen ich genau bekommen sollte und auch schon gerne den Lehrplan, um mich auf den Unterricht vorbereiten zu können und um dann nach den Ferien nicht zu wenig Zeit dafür zu haben. Doch hieß es, dass dies nach den Ferien geschehen sollte. Die Schulwoche startete wie verabredet - allerdings wie vom ersten Term schon bekannt - mit Meetings, Meetings, Meetings. Ich nahm nur an zweien teil; an dem des Business-Departments in dem uns u. a. viele Schultermine bekannt gemacht wurden und anschließend an der Besprechung der ICT-Abteilung, die der Business-Abteilung untersteht. An beiden nahm auch meine Freundin teil um so auch etwas von der Schul-Atmosphäre schnuppern zu können. Die Woche wurde außerdem dazu genutzt, den Stundenplan zu erstellen.

Manche Form One-Schüler sah man schon vor den Ferien in der Schule - unterrichtet wurden sie zu der Zeit noch nicht. In der ersten Woche nach den Ferien aufgrund der Meetings auch nicht (die anderen Schüler somit aber auch nicht). Ich hatte im Meeting nun drei Klassen erhalten, welche ich mit je zwei Schulstunden (2x 40 Minuten) pro Woche unterrichteten werde. Die Klassen „gehören“ eigentlich anderen ICT-Kollegen, für die ich dann in Vertretung unterrichten werde. In der zweiten Woche hätte ich gerne begonnen, doch erfuhr ich von den anderen Lehrern, dass der Unterricht erst die darauf folgende Woche aufgenommen werden würde. So waren die Schüler in der Schule, die Lehrer auch und - nix halt. Ich war der Meinung, dass man doch schon beginnen könnte, um die Zeit zu nutzen, da wir beispielsweise später auch wieder eine Woche durch eine Inter School-Competition verlieren und es daher nützlich sein könnte, einen Puffer zu haben, aber so warteten wir halt. Die Zeit nutzte ich dennoch. Wir hatten ja letztes Jahr 20 neue PCs bekommen (aber noch nicht nutzen können, da der neue ICT-Raum noch nicht fertiggestellt ist – dazu unten mehr), von denen nun zehn zu den vorhanden zehn in den ICT-Raum gestellt worden waren. Diese begann ich entsprechend den Unterrichtsanforderungen einzurichten.

Die letzten Tage sehe ich Arbeiter ein neues Gebäude errichten. Schön, das wird man sicher für irgendetwas nutzen, dachte ich bei mir. Wir hatten ja einen weiteren Raum im November oder Dezember erhalten sollen. Nun erfuhr ich, dass wir doch nicht in den zuvor geplanten Bau umziehen könnten - unseren Raum werden wir in dem neuen Gebäude erhalten, welches gerade errichtet wird...


Ich habe nun also unterrichtet. Zuvor machte ich mir natürlich einige Notizen in meinen Unterlagen und bereitete meine Stunden vor. Vor dem ersten Unterrichtstag war ich ein bisschen unsicher, ob alles wie geplant klappen würde, was es jedoch tat. Und im Laufe der Woche fand ich mich immer besser in meine Aufgabe hinein, so dass ich am Freitag richtig froh und stolz war - vor allem über meine Form One-Stunden an diesem Tag. Ich fand, dass in dieser Klasse alles gut geklappt hatte. Als ich mich am Ende von der Klasse verabschiedete, klatschten auch einige Schüler. Ich denke, dass ich das Wissen ansprechend anhand von Beispielen vermitteln konnte und sie daher auch ihre Freude dabei hatten. Während des Unterrichts sagte ich ihnen öfters, dass sie fragen sollten, wenn sie Fragen hätten oder etwas nicht verstehen würden. Letzteres sagte ich vor allem aufgrund der Sprache. Ich komme hier mit der Zeit besser mit dem ghanaischen Englisch zurecht als noch zu Beginn (meine Freundin hat da noch frischere Erinnerungen an ihren eigenen Beginn). So oder so ist Englisch nicht gleich Englisch, so dass auch die Schüler nicht alles auf Anhieb verstehen, was ich in meinem deutschen Englisch spreche, doch habe ich von ihnen auch gleich einige ghanaische Englisch-Aussprachen angenommen, wenn sie selber noch einmal wiederholten, was ich gesagt hatte.

Die Bilder stammen nicht aus dieser Woche...
... zeigen aber, wie es aussehen kann.
Die Klassen sind wahrscheinlich nie vollständig in der Schule, da immer irgendwer fehlt. Die vom Klassensprecher genannte Klassengröße von 108 sollte aber doch einen guten Richtwert geben. Es sind zwar viele Klassen groß, doch unterrichte ich auch eine andere Form One-Klasse, deren Schwerpunkt auf Landwirtschaft ausgerichtet ist - in dieser sind es nur 30 Schüler.

Nächste Woche geht es weiter - es soll etwas zu Data & Information gelehrt werden.

Das zu Beginn des Textes angekündigte Gewitter war übrigens nicht so schlimm – es regnete nur ein bisschen.

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