Mittwoch, 4. Januar 2012

Gastbeitrag: This is Ghana for you

Einleitung: In meinem letzten Beitrag kündigte ich hohen Besuch an - nun ist er da. Meine Freundin hat sich aus dem kalten Deutschland aufgemacht, mich hier zu besuchen. Ich fragte sie, ob sie auch etwas über ihre Eindrücke schreiben würde. Tat sie. Bitteschön:

Eine Woche bin ich jetzt schon zu Besuch in Ghana und nun darf ich einen Gast-Eintrag für Jörns Blog schreiben! Das macht der ganz geschickt, so muss er nicht selbst ran.

Ghana ist echt krass... warm, laut, bunt, lebendig, etwas muffelig, aber auch sehr, sehr schön. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase – vor allem musste ich mich an die Wärme gewöhnen – fühle ich mich jetzt sehr wohl und verstehe auch schon mehr von dem, was die Ghanaer so sagen (deren Englisch ist nicht auf Anhieb einfach zu verstehen). Ich wohne bei Jörns Gastfamilie und die ist wirklich großartig!

Aber vielleicht der Reihe nach... Am Anfang waren wir drei Tage in Agona Swedru, damit ich mich gleich ein richtiges ghanaisches Feeling bekomme. Heißt: jede Menge Autos, ganz viel Gehupe, stinkende Abwasserkanäle und überall Kinder, die einen mit „Obroni“ ansprechen. Aber auch überall ganz viel Leben auf den Straßen, große Märkte mit allen möglichen Verkaufsgütern, verschiedene Gerüche aus den Chop-Bars und an jeder Ecke Obstverkäufer (Ananas, Bananen, Mangos, Orangen zum Trinken... ich weiß jetzt schon, dass ich das zu Hause vermissen werde). Die ganzen Eindrücke (und die Wärme) waren am Anfang ganz schön anstrengend. Aber inzwischen gehe ich manchmal sogar alleine auf die Suche nach einem Orangen-Verkäufer!

Über Silvester waren wir drei Tage in Cape Coast, ein kleiner Ort ca. zwei Stunden von Swedru entfernt. Und: er liegt am Meer! Die Luft war gleich ein wenig angenehmer und auf einmal hat man ganz viele Weiße gesehen, was in Swedru nicht so häufig vorkommt (und wenn, dann sind es Freiwillige, keine Touristen). Es ist erstaunlich, wie schnell man für so etwas sensibilisiert wird. Silvester haben wir am Strand verbracht. Es gab eine große kirchliche Veranstaltung (von welcher der vielen hier ansässigen Kirchen das organisiert war... keine Ahnung. Es gibt sie alle hier, Methodisten, Baptisten, Zeugen Jehovas, Protestanten, Katholiken, Mennoiten, Muslime etc., da verliert man leicht den Überblick). Die hatten sich einen sehr... charismatischen Prediger eingeladen, der knapp 2 Stunden bis ins neue Jahr hinein gepredigt hat. Das war wirklich faszinierend, vor allem, wie die Leute dabei gefeiert haben. Grundsätzlich feiern Ghanaer anscheinend den Jahreswechsel in der Kirche und fangen natürlich auch schon um 20 Uhr an... Am Strand gab es dann noch ein Feuerwerk und 2 kleine Lagerfeuer. Das war wirklich mal ein anderes Silvester und es war sehr entspannt, dass es eigentlich ein Abend wie jeder andere war.


Ich war nun auch zum ersten Mal im Meer schwimmen und die Wellen sind wirklich krass. Aber schön ist es! Außerdem waren wir in einem Nationalpark, von dem Jörn auch schon mal berichtet hat. Auch wenn wir diesmal wieder keine Tiere gesehen haben, so war es doch sehr cool, auf dem Canopy-Walkway in 40 Metern Höhe über den Bäumen langzulaufen. Gestern hatte ich dann auch meine erste richtige, warme und sehr gequetschte Trotro-Fahrt. Wir sind mit einem Sprinter und ca. 24 Personen 2,5 Stunden zurück nach Swedru gefahren. Das war durchaus eine Erfahrung :)


Wir machen jetzt erst mal zwei bis drei Tage Pause, bevor wir zu unserer nächsten Tour aufbrechen. Die wird uns in die Volta-Region führen, also zu dem großen Volta-Stausee. Ich bin sehr gespannt. Vom Norden Ghanas wurde uns abgeraten, weil momentan Harmattan ist, d. h. ein Wind, der den Sand der Sahara in Richtung Meer transportiert... Im Norden ist es daher selbst für Ghanaer nur schwer aushaltbar.

Jörn geht es hier wirklich gut. Er hat für seine Verhältnisse richtig Farbe gekriegt (nicht nur rote!) und kommt mit den Ghanaern ganz wunderbar klar. Und die scheinen ihn auch sehr zu mögen :) Den Satz "This is Ghana for you" hört man von Ghanaern immer dann, wenn es Dinge gibt, die sie nicht erklären können oder die den Obronis merkwürdig vorkommen. Jörn benutzt ihn auch oft, wenn er mir Ghana zeigt! (Allerdings eher aus Spaß.)

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