Freitag, 1. Juni 2012

Tote und lebende Tiere in Keta

Letzte Woche war der Freitag frei (Africa Day). Somit konnten drei Tage für eine Fahrt in die Volta-Region, die im Osten Ghanas und an der Grenze zu Togo liegt, genutzt werden. Ich war mit einer anderen Freiwilligen unterwegs. Wir fuhren nach Keta. Dieser Ort liegt auf einem schmalen Landstrich zwischen Atlantik und Lagunen.

Es ging zuerst mit einem Trotro nach Accra und von dort direkt nach Keta. Damit kam ich Togo sehr nahe. Einige Ghana-Freiwillige haben dort schon andere Volontäre besucht, die eben in Togo ihre Einsatzstelle haben. Es wäre schön, wenn ich das auch noch machen könnte, doch bleiben mir nun nur noch zwei Monate hier, somit dürfte es knapp werden.

Vor Ort suchten wir nach einer Unterkunft, für die wir uns zuvor mithilfe des Reiseführers entschieden hatten. Da wir keinen Stadtplan (Dorfplan würde aber wohl besser passen) hatten, liefen wir auf gut Glück umher und fanden als erstes das Fort, welches wir auch besuchen wollten.


Dieses war 1784 von den Dänen erbaut worden, um von dort Sklaven verschiffen zu können.

Wir ließen uns durch die Ruine führen und einige interessante Dinge erklären. Vergleichbar ist dieser Ort mit den Sklavenburgen in beispielsweise Cape Coast und Elmina aufgrund der geringen Größe und des Zustands allerdings nicht. Viel mehr als 100 Sklaven waren hier nicht gleichzeitig untergebracht –- im Gegensatz zu Cape Coast, wo allein 500 Männer eingesperrt auf ihren Abtransport warteten.

In Keta und Umgebung gab es lange Zeit das Problem, dass das Meer sich immer mehr des Landes bemächtigte. Somit hätte es auch nicht mehr lange gedauert, bis dem Fort der Boden abgegraben worden wäre. Um dies zu verhindern, wurde das Ufer befestigt. Dazu wurden große Gesteinsbrocken von der Oberfläche in bis zu zehn Metern Tiefe vergraben. Dies hat einige Millionen Euro gekostet.

Ein Bild von Wiki von 1985.
Auf dem ersten Bild unter diesem Absatz  kann man schemenhaft etwas rechts einige Fischerbote auf dem Wasser erkennen. Über diese Stelle erzählte uns unser Führer, dass er erlebt hatte, wie dort noch Land und Gebäude waren. Zu diesem Zeitpunkt war das Ufer noch nicht befestigt gewesen und das Meer konnte somit einfach Landraub begehen. 


Wir besuchten in dem Ort außerdem am folgenden Tag den Markt. Meine Begleiterin wollte gerne Schalen kaufen, die aus ausgehöhlten Früchten hergestellt werden. Während ich so dabei stand, und den Blick auf die anderen Waren des Verkäufers warf, entdeckte ich einen toten Vogel dabei. Interessant, doch was macht der da? Doch dann zeigte mir der Verkäufer noch weitere Tiere. Entweder ganze Tiere oder nur deren Köpfe. Nun erfuhren wir auch, dass diese Tiere für rituelle Zwecke verwendet werden. Für den Hundekopf sind 30 Cedi (etwa 12€) zu bezahlen.


 

Diese Tiere dort zu sehen war einerseits befremdlich, andererseits aber halt auch interessant, zumal der Verkäufer auch einiges erklärte und sagte, um welche Tiere es sich handelte, was man auf den ersten Blick nicht immer erkennen konnte.


In einer mit Wasser gefüllten Kühlbox gab es aber auch noch lebende Tiere. Darin waren Schildkröten. Diese können dann auch für rituelle Zwecke oder auch zum Essen verwendet werden.


In der Nähe gab es auch das Flussdelta, über welches das Wasser des Volta-Flusses in den Atlantik geführt wird. Wir hatten vor, diesen Ort zu entdecken, kamen aber (da es schon langsam dunkel wurde) nur in die Nähe. Aber auch der Blick auf das Meer und die Lagunen davor waren ein schönes Bild.

Auf dem Weg dorthin sahen wir einige Tiere die am Ufer eines Flusses herumsprangen. Ich ließ mich von meiner begeisterten Begleiterin darüber aufklären, dass es sich hierbei um Schlammspringer handelte (und sie hatte dazu in der Schule mal ein Referat gehalten, die Tiere aber nie in echt gesehen). Diese Tiere sind Fische, welche aber an Land leben. Wie es sich aber für Fische gehört, haben sie Kiemen, so dass sie ab und an Wasser aus kleinen Wassermulden aufnehmen müssen, um ihre Kiemen zu füllen. Sie bewegen sich an Land mit ihren Vorderflossen fort und springen so durch die Gegend.

 
Ich freute mich darüber, einem Fischer bei seiner Arbeit zuzusehen. Er warf sein Netz in den Fluss, zog es ein und versuchte so, kleine Fische zu fangen. Die Ausbeute war allerdings mager -– am meisten fing er Blätter.


Auf der Rückreise kaufte die Mitfreiwillige aus dem Trotro heraus einen Beutel mit Krebsen als Mitbringsel für ihre Gastmutter. Die Krebse lebten noch. Kurz danach wurden wir zu einer etwa einstündigen Pause gezwungen, da es wohl ein Problem mit dem Keilriemen unseres Fahrzeugs gab. Ob das öfters vorkam? Es war jedenfalls praktisch, dass der Fahrer wie zufällig drei weitere Riemen dabei hatte...!


Weiterführende Links

In einem Podcast (vom 26. Feb. 2012) von NDR Info geht es um ein Dorf in der Nähe des Flussdeltas, welches versucht, mit Müll wieder mehr Land zu gewinnen (2. Beitrag ab 7:05min) (oder Download). [Nachtrag vom 2017-11-11: Leider ist der Podcast nicht mehr verfügbar.]

Um sich einen Überblick über die Lage der Orte zwischen Lagune und Meer zu machen, bietet GoogleMaps einen guten Überblick.

1 Kommentar:

KiraZlatko hat gesagt…

Ich versuche weiterhin meine Rhetorik aufzufrischen, um mich in der Schule zu verbessern.

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